Millionen nehmen Abschied von Sai Baba.
Der große Guru im Schneewittchen-Sarg Puttaparti (Indien) – Ganz Indien ist in tiefer Trauer. Der Sektenführer Sathya Sai Baba († 85) ist tot. Premierminister Manmohan Singh sprach den Millionen Anhängern im In- und Ausland sein Beileid aus. Doch es gab auch Kritik an dem „Guru“.
Tausende Anhänger erwiesen ihm im Dorf Puttaparti die letzte Ehre. Der gläserne Schneewittchen-Sarg – dekoriert mit Ringelblumen. Über dem Totenschrein war ein überlebensgroßes Porträt des Gurus angebracht, das ihn so zeigte, wie man ihn in aller Welt kannte: In einem orangefarbenen Gewand.
Sathya Sai Baba gehörte zu den weltweit bekanntesten „Gurus“ (spirituellen Lehrmeistern) mit mehreren Millionen Anhängern. Darunter Filmstars, einflussreiche Geschäftsleute und Politiker.
Wie indische Medien berichteten, starb Sathya Sai Baba in einem Krankenhaus im Süden des Landes an Herz- und Lungenversagen. Seit Ende März war er dort in stationärer Behandlung.
Singh nannte den Guru mit der markanten Frisur eine „ikonische Persönlichkeit“, die Millionen beeinflusst habe. Seine Lehren hätten auf „universellen Idealen“ wie Wahrheit, Redlichkeit, Liebe und Gewaltlosigkeit beruht. Sathya Sai Baba sei für Menschen aller Glaubensrichtungen eine große Inspiration gewesen.
In seiner Erklärung würdigte der Premier auch das Engagement des Gurus im Bildungs- und Sozialbereich.
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes versammelten sich Tausende Trauernde vor der Klinik in Puttaparti. Viele brachen in Tränen aus. In dem Dorf rund 150 Kilometer nördlich der IT-Metropole Bangalore befindet sich das Hauptquartier der Sekte, der Prashanthi Nilayam Ashram.
Dort soll der Leichnam Sai Babas zwei Tage lang aufgebahrt werden. Die Polizei zog mehr als 6000 Einsatzkräfte zusammen, um den erwarteten Massenansturms bewältigen zu können.
Die Landesregierung des Bundesstaates Andhra Pradesh rief eine viertägige Staatstrauer aus. Kommenden Mittwoch soll die Einäscherung des Gurus mit staatlichen Ehren stattfinden.
Nach eigenen Angaben unterhält die als Stiftung organisierte Sekte in 126 Ländern Gebetszentren. In Indien betreibt sie zahlreiche Krankenhäuser und gemeinnützige Zentren sowie Schulen und Universitäten.
Auch in Deutschland gibt es eine seinen Lehren gewidmete Organisation.
Das Vermögen der Organisation wird auf umgerechnet rund sieben Milliarden Euro geschätzt. Zu den prominenten Anhängern Sathya Sai Babas gehören unter anderem der frühere indische Regierungschef Atal Behari Vajpayee und Ex-Präsident Abdul Kalam.
Sathya Sai Baba war nach eigener Aussage die Reinkarnation eines berühmten Gurus aus dem 19. Jahrhundert. Er wurde durch spirituelle „Wunder“ – etwa Gegenstände zum Schweben zu bringen – berühmt.
Seine Gegner hatten das als „Taschenspielertricks“ kritisiert.
Im Jahr 2000 war die Sekte in die Schlagzeilen geraten, nachdem ehemalige Anhänger, darunter auch ein Deutscher, dem Guru und anderen ranghohen Sektenmitgliedern sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatten. Satya Sai Baba wies die Anschuldigungen stets zurück. Zu einem Ermittlungsverfahren kam es nicht.
Quelle: Bild.de